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Corona-Beschränkungen werden vielerorts vorsichtig gelockert

Endlich wieder Kinder auf der Straße, Joggen im Park, ein Termin beim Friseur - in Trippelschritten lockern viele Regierungen die Corona-Beschränkungen. Doch dazu kommt die Warnung: Längst ist die Pandemie nicht überstanden.

Rom/Paris/London (dpa) - Nach wochenlangem Stillstand werden die Corona-Beschränkungen in verschiedenen Staaten langsam wieder gelockert: Kinder dürfen mancherorts wieder in die Schule. Geschäfte haben - unter Auflagen - wieder geöffnet. Draußen ist wieder Sport erlaubt.

Aber vieles bleibt tabu, wahrscheinlich lange noch. Ein unvollständiger Überblick:

ITALIEN: Für die besonders schlimm betroffenen 60 Millionen Italiener gab Ministerpräsident Giuseppe Conte eine Reihe von Erleichterungen bekannt - allerdings nur Trippelschritte in die Freiheit. Vom 4. Mai an sind Sport im Freien und Besuche bei Verwandten in der Nähe wieder erlaubt. Auch die Wirtschaft soll langsam wieder anlaufen. Bars und Restaurants dürfen aber erst im Juni wieder richtig loslegen. Die Schulen bleiben sogar bis nach den Sommerferien geschlossen - also bis September. Teils gab es am Montag harsche Kritik. Viele Italiener hatten auf mehr und schnellere Erleichterungen gehofft.

FRANKREICH: Ihren Plan für Lockerungen will die Regierung erst am Dienstag bekanntgeben. Premierminister Édouard Philippe kündigte auf Twitter aber schon sechs Punkte an: "Gesundheit (Masken, Tests, Isolation ...), Schule, Arbeit, Geschäfte, Transport und Versammlungen." Bisher ist bekannt, dass Schulen und Kitas etappenweise öffnen. Restaurants bleiben bis Ende Mai geschlossen. Größere Versammlungen sind mindestens bis Mitte Juli verboten. Offen ist noch, wie Frankreich durch den Sommer kommen soll. Am 14. Juli ist Nationalfeiertag - der Termin, an dem dem sich im Nachbarland normalerweise viele in den Urlaub verabschieden.

SPANIEN: Nach sechs Wochen sind in dem besonders schlimm betroffenen Land seit dem Wochenende draußen endlich wieder Kinder zu sehen. Es gelten aber strenge Auflagen: maximal drei Kinder in Begleitung von Mutter oder Vater - nicht von beiden. Zudem ist die Zeit der täglichen Ausflüge auf eine Stunde begrenzt. Weiter als einen Kilometer darf man von der eigenen Wohnung nicht weg. Wenn die Infektionszahlen stabil bleiben, können die Spanier voraussichtlich vom 2. Mai an auch wieder zusammen mit Menschen aus demselben Haushalt spazieren gehen. Zudem soll das Joggen wieder erlaubt werden. Am Dienstag tagt das Kabinett.

GROSSBRITANNIEN: Die Briten haben zumindest ihren Premierminister wieder: Nach überstandener Coronavirus-Infektion meldete sich Boris Johnson zur Arbeit in der Downing Street zurück. Den Forderungen nach einer baldigen Lockerung der Beschränkungen erteilte der 55-Jährige allerdings eine Absage. "Ich verstehe eure Ungeduld", sagte Johnson. Eine zweite Erkrankungswelle müsse jedoch unbedingt vermieden werden. Er verglich das Virus mit einem Räuber: "Dies ist der Moment, in dem wir gemeinsam begonnen haben, es zu Boden zu ringen." So gilt weiter: Die Briten dürfen ihre Wohnungen kaum verlassen. Läden, die nicht der Grundversorgung dienen, sind geschlossen. Sport im Freien ist einmal am Tag erlaubt. Versammlungen von mehr als zwei Personen sind tabu.

NIEDERLANDE: Im Nachbarland wurde der Geburtstag von König Willem-Alexander in diesem Jahr ganz anders gefeiert als sonst: die Straßen leer, die Plätze öde, die Grachten verwaist. Aus dem "Koningsdag" 2020 wurde am Montag der "Woningsdag" oder "Balkoningsdag": Man blieb zuhause in der eigenen Wohnung oder auf dem Balkon. Keine Volksfeste, keine Party, keine Mega-Flohmärkte - das gab es seit über 50 Jahren nicht. Die meisten haben Verständnis. Doch viele bewerten diesen Tag als "niet gezellig". Das ist so ziemlich das Schlimmste, was einem Holländer widerfahren kann.

SCHWEIZ: Seit Montag dürfen Friseurgeschäfte, Kosmetik- oder Nagelstudios sowie Baumärkte und Gartencenter wieder öffnen. Bei Ärzten und Physiotherapeuten gibt es wieder Termine ohne dringenden Grund. In Krankenhäusern werden OPs nachgeholt, die verschoben worden waren. Maskenpflicht besteht nicht, aber die Läden müssen verschärfte Hygieneauflagen einhalten - und die Kunden Abstand. Schulen und weitere Geschäfte sollen in zwei Wochen wieder öffnen.

TÜRKEI: Nach einer viertägigen weitgehenden Ausgangssperre in Istanbul und 30 weiteren Städten und Provinzen dürfen die Menschen wieder raus. Derzeit ist Ramadan, der muslimische Fastenmonat. Das Fastenbrechen in Gruppen bleibt jedoch untersagt. Zudem gilt ein Ausgehverbot für Menschen ab 65 Jahren und - mit Ausnahmen - für unter 20-Jährige.

USA: Nach ersten Lockerungen im Bundesstaat Georgia ziehen diese Woche weitere Staaten nach. In Tennessee dürfen Restaurants unter bestimmten Bedingungen wieder öffnen. In Texas soll am Donnerstag die Anordnung auslaufen, dass Bürger weitgehend zu Hause bleiben müssen. Die Corona-Beraterin von Präsident Donald Trump, Deborah Birx, machte allerdings deutlich, dass an Normalität noch lange nicht zu denken sei. Besonders schwierig dürfte es in der dicht besiedelten Millionenmetropole New York werden. Dort hatte sich das Virus deutlich mehr und schneller verbreitet als in anderen Städten.

RUSSLAND: Schüler in Russland können sich seit Montag auch über das Staatsfernsehen auf ihre Prüfungen vorbereiten. Dazu wird für die Klassenstufen 9 bis 12 jeweils am Vormittag das Programm im Sender ORT geändert. Dem Sender zufolge erklären die "besten Lehrer des Landes", wie richtig gerechnet und geschrieben wird. Am Dienstag stehen etwa Gleichungen, die Berechnung von Winkeln und Präfixe im Russischen auf dem Programm. Im flächenmäßig größten Land der Erde sind die Schulen seit Wochen wegen der Corona-Pandemie geschlossen.

UNGARN: In der Hauptstadt Budapest gilt nun vielerorts Maskenpflicht: nicht nur in Bussen und Bahnen, sondern auch in Einkaufszentren, anderen Geschäften und auf Märkten. Auch wer Taxi fährt, muss Mund und Nase abdecken. Landesweit gilt weiter: Die Wohnung darf man nur aus triftigem Grund verlassen. Im öffentlichen Raum muss anderthalb Metern gehalten werden. Der rechts-konservative Ministerpräsident Viktor Orban hat sich dafür umfassende und zeitlich unbefristete Vollmachten geben lassen.

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